Ein Champion mit enormer Willenskraft (Bericht der PNP vom 13.03.2024).

Trotz gesundheitlicher Probleme: Jonas Rinderer gewinnt deutsches TOP-12 - Bruder Fabian auf Rang neun.

Von Michael Kramhöller.

Ruhmannsfelden. Selbst eine schlaflose Nacht hat den Triumphzug von Jonas Rinderer nicht stoppen können. Das 13-jährige Tischtennis-Ausnahmetalent des Turnvereins 1892 Ruhmannsfelden setzte sich die Krone auf beim TOP-12, dem Kräftemessen der besten deutschen Nachwuchsspieler der Altersgruppe U15. Beim finalen Ranglistenturnier des Deutschen Tischtennisbundes (DTTB), ausgetragen in Arnstorf (Landkreis Rottal-Inn), distanzierte der TV-Youngster alle Kontrahenten, begeisterte mit Spielwitz, taktischen Finessen plus einer unglaublichen Energieleistung. Hinzu kam „Familienunterstützung“ durch Zwillingsbruder Fabian, der den späteren Zweitplatzierten bezwang und in der Endabrechnung den neunten Platz erreichte, und seinen älteren Bruder Daniel (22), der den Champion als Coach durchs Turnier begleitete.

„Sagenhaft. Wahnsinn. Besser geht´s wirklich nicht.“ Mit Superlativen beschreibt Vater Hans Rinderer den Auftritt von Jonas am ersten Tag eines Turniers mit toller Stimmung und hervorragender Organisation des Ausrichters LAC Arnstorf. In allen sechs absolvierten Spielen gab der 13-Jährige den Ton an, ließ die Gegner nicht zur Entfaltung kommen und geriet nur ganz selten in Bedrängnis. Nach dem famosen Auftakt folgte ein Schock: In der Nacht bekam Jonas plötzlich gesundheitliche Probleme durch einen Magen-Darm-Infekt, konnte kaum schlafen und erschien ziemlich gerädert zum Frühstück mit den Teamkameraden und dem Trainerteam des Bayerischen Tischtennisverbandes (BTTV).

Weitermachen oder aufhören: Der Betreuerstab diskutierte, die Eltern wurden informiert und befragt. Für Hans Rinderer war allerdings die Entscheidung schon gefallen: „Jonas ist keiner, der die Flinte ins Korn wirft. Er wollte es auf alle Fälle probieren“, berichtet der Vater. Und sein Filius spornte sich selbst an, kämpfte verbissen, mobilisierte alle Kräfte und wurde schließlich belohnt. Nach den ersten beiden Begegnungen des zweiten Tages ging Jonas als Sieger vom Tisch, so dass ihm der TOP-12-Triumph nicht mehr zu nehmen war. Zu einem dramatischen Schlagabtausch entwickelte sich dabei das Match gegen Lukas Wang, als Jonas Rinderer im entscheidenden fünften Satz scheinbar aussichtslos mit 4:10 zurücklag, das Ruder mit dem „Glück des Tüchtigen“ aber noch herumriss und mit 12:10 gewann. „Nach einem überragenden ersten Tag war das eine enorme Willensleistung von Jonas“, schwärmte auch Krisztina Toth, BTTV-Verbandstrainerin und frühere ungarische Weltklassespielerin. In den letzten beiden Durchgängen war der junge Ruhmannsfeldener jedoch kräftemäßig sowie mental am Ende und kassierte noch zwei 1:3-Niederlagen, die allerdings nicht mehr ins Gewicht fielen.

Der Turnierverlauf aus der Sicht des Champions, der bereits beim TOP-48 in Lübeck ganz oben auf dem Stockerl stand: Jonas startete mit einem 3:1 gegen Kazuto Itagaki (TSV Bad Königshofen) und einem klaren 3:0 gegen Bruder Fabian. Nichts anbrennen ließ er auch beim 3:1 gegen Luke Jalass (TSV Schwarzenbek/Schleswig-Holstein). Nicht in die Wertung kam das kampflose 3:0 gegen Thien Nghia Phong (TTC Bietigheim-Bissingen/Baden-Württemberg), der nach drei Runden verletzungsbedingt aufgegeben hatte. Den fünften Sieg sackte der TVler mit dem 3:1 gegen Jia Yuan Zang (Germania Schnelsen/Hamburg) ein. Keinerlei Probleme bereitete ihm diesmal Abwehrspezialist Matthis Kassens (TuS Celle/Niedersachsen), den Jonas mit 3:0 abfertigte. Den grandiosen ersten Tag beendete er mit einem 3:1 gegen Daniel Nagy (SSV Neuhaus/Niedersachsen).

Trotz der gesundheitlichen Probleme machte der 13-Jährige weiter und ließ nicht locker. Len Müller (TV Calmbach/Baden-Württemberg) bezwang er mit 3:1 und den achten Sieg schnappte sich Jonas mit dem schon erwähnten 3:2 gegen Lukas Wang (1. FC Saarbrücken). Damit stand er als TOP-12-Gewinner fest, da bei den Nächstplatzierten bereits drei Niederlagen zu Buche standen. Die Nächstplatzierten waren Ivo Quett (Post SV Mühlhausen/Thüringen) und Alexander Uhing (Hundsmühler TV/Niedersachsen), gegen die ein geschwächter Jonas Rinderer jeweils mit 1:3 die Segel streichen musste.

Seinen vorzeitigen Triumph ermöglichte ihm auch Bruder Fabian, der in Runde vier den Zweiten Alexander Uhing mit 3:2 in die Knie gezwungen hatte. Den zweiten Sieg landete er mit einem 3:1 gegen Luke Jalass. „Fabian hat eigentlich ebenfalls sehr gut gespielt, doch ihm stand das Glück nicht zur Seite“, erzählt Hans Rinderer. Bei seinen drei 2:3-Niederlagen gegen Quett, Nagy und Zang hatte er jeweils einen Matchball, doch dreimal konnte Fabian die Chance nicht nutzen. Aber der neunte Rang in diesem Elitefeld ein ausgezeichnetes Ergebnis.

Die Betreuung von Fabian Rinderer hatte BTTV-Leistungssportreferent Daniel Behringer übernommen. Bei den Spielen von Jonas saß sein begeisterter und stolzer Bruder Daniel hinter der Box. Der 22-Jährige war wieder als Coach des Verbandes im Einsatz, musste aber zwei Runden vor Turnierende weg, um rechtzeitig zum wichtigen Zweitliga-Spiel seines Vereins TTC Fortuna Passau zu erscheinen.

Für die Rinderer-Buben geht es weiter mit dem Deutschland-Pokal in Bad Blankenburg in Thüringen, einem Mannschaftsvergleich der 16 Bundesländer, bei dem die Ruhmannsfeldener mit der Bayern-Auswahl den Titel verteidigen möchten. Eine Woche später sind die Zwillinge am Start bei einem internationalen Turnier in Luxemburg und im Juni kommt es zu einer Premiere: Bei den Deutschen Meisterschaften der Erwachsenen in Erfurt gehen drei Rinderers an die Tische. Neben Daniel, dem dreifachen Bayern-Champion, haben auch Jonas und Fabian als Belohnung für ihre Topleistungen ein Startticket erhalten.

Zunächst gilt aber das Hauptaugenmerk der Nachwuchsasse dem kommenden Einsatz mit der Herrenmannschaft des TV Ruhmannsfelden, die am Samstag (Beginn bereits um 15 Uhr) den TuS Bad Aibling II erwartet. Da könnte erneut gefeiert werden, denn ein Sieg würde dem TV die vorzeitige Meisterschaft in der Landesliga Südsüdost bescheren.


verfasst am 13.03.2024