Mit zweimal Edelmetall in Europas Elite (Bericht der PNP vom 25.07.2025).

Tischtennis-Jugend-EM: Jonas Rinderer holt Bronzemedaillen im Einzel und Teamwettbewerb – Viel Lob von Verbandstrainern.

Von Michael Kramhöller
Ruhmannsfelden. Deutschlands Nummer eins ist er schon. Jetzt hat Jonas Rinderer den Sprung in Europas Elite endgültig geschafft. Die 15-jährige Tischtennis-Hoffnung des Turnvereins 1892 Ruhmannsfelden trumpfte bei den Jugend-Europameisterschaften im tschechischen Ostrava groß auf und wurde für seine überragenden Auftritte mit zwei Bronzemedaillen in der Altersklasse U15 belohnt. Nach dem dritten Platz mit der deutschen Nationalmannschaft sorgte der Waldler im Einzelbewerb ebenfalls für Aufsehen und holte das gleiche Edelmetall.

Die beiden Stockerplätze bei der Europameisterschaft sind die bislang größten und sportlich wertvollsten Erfolge für Jonas Rinderer, der mit seinem Zwillingsbruder Fabian im Herrenbereich zum Zweitbundesligisten TV Hilpoltstein gewechselt ist. Von den Leistungen seines Spitzenspielers in Ostrava zeigte sich U15-Bundestrainer Frank Schönemeier schwer beeindruckt: „Jonas hat eine grandiose Europameisterschaft gespielt“. Und Vater Hans Rinderer ergänzt: „Von seinen Einzeln hat er zwölf gewonnen und nur zwei verloren – das war schon großes Kino“. Der junge Ruhmannsfeldener agierte überaus konzentriert, zielstrebig, taktisch klug, gewohnt nervenstark und zeigte erstmals auch größere Emotionen.

In der Einzelkonkurrenz musste Rinderer keine Gruppenpartien absolvieren und startete gleich in die Hauptrunde mit den K.o.-Begegnungen. Die beiden ersten Aufgaben erledigte er in souveräner Manier mit 4:0-Erfolgen. Zuerst gab er dem Finnen Jimi Koivumäki mit 11:4, 11:8, 11:5, 12:10 das Nachsehen, den Schweden Emil Ellermann fertigte er mit 11:9, 11:7, 11:6, 11:2 ab und machte den Einzug ins Achtelfinale perfekt.

In dieser Runde bekam es der Ruhmannsfeldener mit dem auf Position drei gesetzten Mark Gergely zu tun. Den Ungarn hatte Jonas im Mannschaftsmatch deutlich bezwungen, doch im Einzel wollte es Gergely wissen. Er begann furios und so zog der TV-Youngster in den ersten beiden Sätzen mit 7:11 und 10:12 den Kürzeren. Doch Rinderer konnte den Hebel umlegen, steigerte sich enorm und Gergely stand fortan auf verlorenem Posten. Mit 11:6, 11:4, 11:4 und 11:9 behielt Jonas relativ deutlich die Oberhand.

Nach diesem 4:2-Sieg traf der Waldler im Viertelfinale auf Kenan Kahraman aus der Türkei, der ebenfalls zum Favoritenkreis gezählt wurde. Rinderer zeigte sich vom ersten Ballwechsel an im Bilde, gewann den ersten Durchgang mit 11:8. Den zweiten musste er zwar mit 11:13 abgeben, bestimmte aber danach das Geschehen in der Box. Von der gesamten deutschen Delegation frenetisch angefeuert, triumphierte Jonas mit 11:3, 11:6, 11:5 und ließ sich feiern nach dem tollen 4:1-Erfolg, der die sichere Bronzemedaille bedeutete.

Im Halbfinale galt Rinderer als Außenseiter gegen den Mannschaftseuropameister Danilo Faso aus Italien. Beim 0:4 (5:11, 11:13, 9:11, 7:11) wurde der Ruhmannsfeldener allerdings unter Wert geschlagen. „Im zweiten Durchgang konnte er zwei Satzbälle nicht verwerten und im dritten brachte er eine 9:7-Führung nicht ins Ziel. Da hat auch das nötige Spielglück etwas gefehlt“, analysierte Vater Hans, der mit Familie und Vereinskameraden die per Live-Stream übertragenen Spiele verfolgt und die Daumen gedrückt hatte.

Erstmals Grund zur Freude hatte es im Mannschaftswettbewerb gegeben, als die deutsche U15 den dritten Platz erreichte. Jonas ging voll motiviert zur Sache und hatte großen Anteil an diesem Erfolg. Mit dem Gruppensieg wurde der Grundstein gelegt. Beim 3:1 gegen Belgien bezwang er Noan Piette mit 3:2 und Matt Closett mit 3:1, beim 3:2 gegen Ungarn hielt er Mark Gergely mit 3:0 sowie Lenard Szabo mit 3:1 in Schach und gewann mit Samuel Kuhl das Doppel, beim 3:1 gegen Frankreich besorgte er mit dem 3:1 gegen Quentin Sandona die 1:0-Führung.

Im Achtelfinale beim klaren 3:0 gegen die Ukraine steuerte der TV-ler einen Einzelpunkt (3:0 gegen Oleh Kisyleichuk) und einen Doppelzähler bei. Zum Matchwinner avancierte Rinderer im Viertelfinale. Beim 3:1 gegen Rumänien behauptete er sich in beiden Einzeln (3:1 gegen David Toso und 3:1 gegen Alexandru Pop) und war zudem im Doppel erfolgreich. Nach dem Gewinn der Bronzemedaille musste das deutsche Team im Halbfinale gegen den späteren Champion Italien mit 0:3 die Segel streichen, wobei Jonas seine einzige Niederlage (1:3 gegen Francesco Trevisan) kassierte.

Bei den Europameisterschaften absolvierte Jonas Rinderer ein Mammutprogramm mit weiteren Einsätzen im Doppel mit Samuel Kuhl und im Mixed mit der Ukrainerin Diana Koliennikova, mit der der Ruhmannsfeldener erstmals zusammen agierte. Nach vier Siegen gegen Zou/Vieito (Spanien), Smiljaniv/Ivcic (Kroatien), Ingeström/Bebawy (Schweden) und Piwocar/Benko (Kroatien/England) hatten Jonas und seine Partnerin im Viertelfinale gegen Tessier/Boquet (Frankreich) das Nachsehen. Im Jungen-Doppel zogen Rinderer/Kuhl nach Erfolgen gegen Asu/Sölvason (Estland/Island) und Koren/Mor (Israel) ins Achtelfinale ein, mussten sich dann aber Öcal/Kahraman (Türkei) geschlagen geben.

„Mit einer Einzelmedaille habe ich nicht gerechnet, umso mehr freue ich mich“, jubiliert Jonas Rinderer. „Das Viertelfinale war mein bisher bestes Spiel“, ergänzt er, was BTTV-Cheftrainerin Krisztina Toth bestätigt: „Gegen Kahraman hat er sich in Ekstase gespielt. Jonas´ Entwicklung stimmt zuversichtlich“. Vielleicht folgt noch ein Höhepunkt für den 15-Jährigen. Wenn er bei einem Smash-Turnier im August in Schweden gut abschneidet, darf er sich Hoffnungen auf ein Startticket für die Weltmeisterschaften machen, die im November in Cluj/Rumänien in Szene gehen werden.


verfasst am 25.07.2025